24 Stunden offline & allein in den Bergen – und warum du das dringend brauchst
- Stephanie Oeler

- 17. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug.
Es gibt Momente, da merkst du, dass du nur noch funktionierst.
Du funktionierst, aber du fühlst nichts mehr. Du bist ausgelaugt, fühlst dich taub und gefangen im Hamsterrad der Gesellschaft. Du reagierst, antwortest, tust, entscheidest, hüpfst von einem Termin zur nächsten Verabredung. Aber nicht wirklich für dich, sondern für andere.
Genau dieses Gefühl begleitete mich über Jahre. Das Alleinsein fühlte sich für mich als Strafe an. Ein Gefühl von nicht gut genug zu sein oder nicht zu genügen. Mein Kalender war prall gefüllt und ich kam nur selten zur Ruhe.
Heute ist es anders. Ich plane bewusst Zeit für mich ein und geniesse sie in vollen Zügen. Auf meiner letzten Hüttentour wurde mir dies wieder einmal vor Augen geführt. Mein Handyempfang hat sich für 24 Stunden verabschiedet. 24 Stunde offline. Ich. Allein. In den Bergen.
Warum wir uns selbst verlieren
In unserer Welt geht alles schnell. Nachrichten, Termine, Erwartungen. Wir sind ständig erreichbar, aber kaum noch verbunden.
Wir leben in einem System, das Leistung über Präsenz stellt. Anerkennung über Selbstwahrnehmung. Wir posieren oder filmen, sehen die Welt durch die Kameralinse, anstatt den Moment zu geniessen. Wir posten statt zu spüren. Vergleichen uns statt zu vertrauen und unseren Wert anzuerkennen.
Und irgendwann wird es still in uns, aber nicht auf die gute Weise.
Sondern auf die erschöpfte, die leere.
Wir verlieren uns. Nicht, weil wir falsch sind, sondern weil wir zu lange nicht mehr gefragt haben: „Was brauche ICH eigentlich?“
Warum es uns so schwer fällt, offline zu sein
Offline zu sein bedeutet heute mehr, als das Handy auszuschalten. Es bedeutet nicht ständig reagieren, konsumieren, erreichbar sein.
Und genau das ist für viele von uns schwer.
Denn unser Alltag ist durchzogen von kleinen Reizen, Ablenkungen und schnellen Belohnungen. Ein Like hier, eine Nachricht da. Ein kurzer Scroll, eine Story, ein Impuls.
Wir sind süchtig nach Verbindung - aber oft nur nach der äusseren. Die innere Verbindung ist dabei längst unterbrochen.
Offline zu sein heisst: aushalten, dass nichts passiert.
Und dann spüren, was wirklich in uns passiert.
Denn dann kommen sie: Die Gedanken, die du sonst wegdrückst. Die Zweifel. Die Leere. Die Stimme, die fragt: „Bin ich eigentlich noch ich selbst? Bin ich glücklich? Stehe ich für mich ein?“
Aber weisst du was?
Das Alleinsein bringt dich nicht in die Krise. Es zeigt dir nur, dass du längst in einer warst.
Offline zu sein konfrontiert dich nicht mit Leere, sondern mit dem, was du zu lange ignoriert hast. Und genau da beginnt etwas Neues.
Was 24 Stunden in der Stille mit mir gemacht haben
Mein Ziel: Eine Nacht in einer Berghütte. Frische Bergluft, Natur, Bewegung, aber nicht komplett offline zu sein.
Aber irgendwann auf dem Weg war der Empfang plötzlich weg. Kein Netz. Kein Signal.
Und mit einem Mal war ich einfach nicht mehr erreichbar.
Zuerst war da Unruhe. Ich hätte gern kurz Bescheid gegeben: „Alles gut, ich bin sicher angekommen.“ Es fiel mir schwer, niemandem antworten zu können – nicht mal zu sagen, dass alles in Ordnung ist. Dieses kleine Gefühl von: Ich lasse gerade Menschen im Unklaren, beschäftigte mich.
Mir blieb nichts, ausser diese Situation so hinzunehmen.
Und dann wurde mir klar, dass ich einfach nur hier sein darf.
Mit mir. Mir der Stille. Mit der Weite der Berge.
Und plötzlich war auch in mir wieder Raum:
Im Kopf. Im Herz. Im Körper. Und diesem Gefühl von unendlicher Freiheit und Dankbarkeit.
Was du gewinnst, wenn du zeit mit dir verbringst
Diese 24 Stunden haben mir nicht etwas genommen, sie haben mir gezeigt, was im Alltag so leicht verloren geht. Und genau das kannst auch du entdecken, wenn du dir Raum gibst:
Klarheit: Du spürst, was dir wirklich wichtig ist, ganz ohne den Einfluss von aussen.
Vertrauen: Du merkst, dass du stark bist, du über dich hinauswachsen kannst und du in dich vertrauen kannst.
Ruhe: Du lernst, dass Stille etwas Wunderbares sein kann.
Grenzen: Du erkennst deine Grenzen, denn du musst niemandem etwas beweisen.
Selbstwirksamkeit: Du hast gewählt, loszugehen. Für dich. Ganz allein. Und du wächst daran – vielleicht mehr, als du es je für möglich gehalten hast.
Warum du das auch tun solltest
Ich glaube, jeder von uns sollte Zeit nur mit sich selbst verbringen. Ohne Ablenkung. Ohne Aufgabe. Ohne Reaktion.
Du musst nicht gleich in die Berge gehen. Aber du kannst einige Stunden so gestalten, dass du wieder bei dir ankommst.
Wenn du nicht gerne mit dir Zeit verbringst, warum sollten es denn andere tun?
Niemand steht dir so nahe, wie du dir selbst. Sei gut zu dir. Höre auf dich. Vertrau dir. Setz dich für deine Werte und deine Prioritäten ein. Finde zu dir selbst.
Wie du eine kurze Auszeit planen kannst
Du brauchst kein ganzes Wochenende und keine abgelegene Berghütte – manchmal reicht schon ein halber Tag, um dich wieder mit dir selbst zu verbinden. Hier ist eine kleine Anleitung, wie du deine eigene Offline-Auszeit gestalten kannst:
Vorbereitung
Wähle einen Zeitraum (z. B. 2–4 Stunden) und einen Ort, an dem du dich wohlfühlst
Informiere wichtige Personen, dass du nicht erreichbar bist
Schalte dein Handy in den Flugmodus oder lege es bewusst beiseite
Was du tun kannst
Gehe spazieren, plane eine sportliche Aktivität, geh ins Schwimmbad oder mach es dir zu Hause gemütlich
Schreibe in dein Journal: „Wie geht es mir wirklich? Was beschäftigt mich aktuell am meisten? Welche Gedanken lassen mich im Moment nicht los?“
Meditiere 5 Minuten – einfach atmen und spüren
Liste 3 Dinge auf, für die du gerade dankbar bist
Lies in einem Buch
Geniesse bewusst eine Tasse Tee oder eine leckere Mahlzeit – ohne Ablenkung
Zum Abschluss
Nimm dir ein paar Minuten, um aufzuschreiben, was du aus dieser Zeit mitnimmst. Was hast du gefühlt? Was ist dir klar geworden?
Diese kleine Reise zurück zu dir braucht nicht viel – nur deine Bereitschaft, dir selbst wieder zu begegnen. Du darfst dir einfach etwas Gutes tun.
❥ Schreib mir gern, wie es dir geht mit dem Gedanken, allein zu sein. Oder ob du schon mal etwas Ähnliches erlebt hast. Ich freu mich auf den Austausch mit dir.






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